Beziehung

Hans Self

Warum du selbst ein Teil davon bist?

Ich bin mir sicher, dass fast jeder von uns schon mal eine toxische Beziehung hatte oder zumindest schonmal eine toxische Erfahrung gemacht hat. Ganz egal ob in der Liebe, einer Partnerschaft oder in einer Freundschaft.

Toxische Menschen & toxische Glaubessätze haben wir jeden Tag um uns. Es ist wichtig sie zu erkennen und sie dementsprechend einordnen zu können.

selbst

Warum gibt es toxische Beziehungen?

Keine einfache Frage, da es keine Allgemeine Antwort auf diese Frage gibt. Die Antworten auf diese Frage sind so individuell, wie jeder Mensch seinen individuellen Charakter hat. Allerdings gibt es einige Grundpfeiler, die bei jeder toxischen Beziehung mit Menschen gleich sind. Als Beispiel möchte ich eine toxische Liebesbeziehung nehmen. Jeder hatte schonmal Herzschmerz und jeder wurde schon von einem Menschen, den man geliebt hat oder in den man verliebt war, enttäuscht.

Wie wir selbst einen Teil dazu beitragen

Eine toxische Beziehung kann bereits bei einem selbst anfangen. Nur merken wir es natürlich nicht. Wir sind ja wir selbst und mit uns stimmt natürlich alles. Am Ende ist immer der andere schuld, erstens, ist es leicht die Verantwortung abzugeben und zweitens, sich selbst zu hinterfragen tut weh und braucht eine Menge Einsicht.

Was ich damit selbst sagen will ist, sind wir mit uns selbst nicht im reinen und wissen wir nicht was wir wollen oder noch wichtiger – wissen wir nicht, was wir nicht wollen, dann kann eine Beziehung am Ende nicht gut ausgehen. Wir sind auf der Suche nach einem Erlöser oder einer Erlöserin, die uns das Seelenheil bringt.

Auf der Suche nach einer Person, bei der wir unseren ganzen gedanklichen Müll abwerfen können. Wir möchten uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Wir Projizieren unsere Ängste und unsere Probleme auf die andere Person. Haben wir kein Vertrauen in uns selbst, vertrauen wir automatisch auch keiner anderen Person. Ihr könnt mit dem Kopfschütteln und denken „Nein, so ist das nicht.“ Aber hört einfach mal in euch hinein. Genauso ist es!

Vertraue ich mir selbst nicht, lasse ich meinen Partner spüren, dass ich ihm auch nicht vertraue. Ich muss es nicht aussprechen, wir Menschen können so etwas spüren. Wir kennen es als “Irgendwas ist komisch oder irgendwas stimmt nicht“.

Bekommen wir nicht unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit, machen wir den anderen dafür verantwortlich sich keine Zeit zu nehmen und nicht für einen da zu sein. Nicht zu zuhören und keine Antwort auf die eigenen Probleme und Fragen zu haben. Schon wieder fangen wir an alles auf den anderen zu Projizieren. Ihr merkt, in welche Richtung es geht, ganz oft fängt eine toxische Beziehung bei uns selbst an. Wir gehen mit einer Erwartungshaltung in ein Kennenlernen oder in eine Beziehung.

Und selbstverständlich ist nur unsere eigene Erwartungshaltung die richtige, die muss erfüllt werden, die hat oberste Priorität. Dass es da ja noch einen Menschen gibt, der eventuell auch eine Erwartungshaltung hat, spielt keine Rolle. Da beide aber so denken, ist der toxische Cocktail schon vorprogrammiert.

Jeder nimmt sich selbst für viel zu wichtig und jeder möchte im Mittelpunkt stehen. Aber anstelle von vernünftiger Kommunikation miteinander, lassen wir den anderen im Regen stehen. Machen Schuld Zuweisungen und reden mit Freunden über die Problematik. Ich kann euch sagen, 99% eurer Freunde, egal was für Freunde es sind, werden euch genau das sagen – was ihr hören wollt. Deshalb reden wir ja auch mit ihnen. Wir wissen, sie sind auf unserer Seite, würden sie was anderes sagen, würden sie die Freundschaft gefährden, eine neue Baustelle aufmachen.

Kein Freund der Welt möchte dein Beziehungsproblem zu seinem eigenen machen. Deshalb sucht auch der Freund die einfache Lösung und stimmt dir zu. Du machst es doch bei ihm/ihr nicht anders, wenn du ganz ehrlich bist.

Die wirklich guten Freunde sagen einem auch schonmal wenn man selbst übertrieben hat oder etwas falsch gemacht hat, das ist aber eher selten.

Haben wir uns nun die Bestätigung, die wir so dringend gebraucht haben, von unseren Freunden abgeholt, können wir zurück zu unserem Partner und sind gestärkt in unserer Meinung. Blöd nur, dass er/sie genau das gleiche gemacht hat. Jetzt kommen wir in der ganzen Sache keinen Schritt weiter. Jeder ist von seinen Ansichten überzeugt und keiner will abweichen und fühlt sich vom Partner einfach nicht verstanden. (Wenn ihr Öl ins Feuer gießen wollt, dann einfach den Satz: „Ich habe mit XY darüber gesprochen, er/sie sagt ich habe recht.“ sagen. Das fühlt sich für den Partner immer gut an und nicht nach Vertrauensverlust.) Achtung Ironie!

 

toxisch

Kommen wir zum Einfluss von Social-Media

Jetzt haben wir dieses Problem, wollen nicht abweichen, fühlen uns vom eigenen Partner nicht verstanden, wir fragen uns warum er/sie es nicht versteht, unsere Freunde haben es doch auch verstanden.

Jetzt suchen wir den Rat im Internet. Was ist einfacher als eine Verflossene/einen Verflossenen oder eben jemand fremdes, von dem wir wissen – er oder sie hat Interesse an einem, anzuschreiben. Oder wir haben schon einen Post gemacht, wie blöd der Tag ist oder wie doof alles gerade ist, weil wir wissen, dass das diese Menschen triggert nachzufragen “Oh, was ist denn los?“

Wir bekommen dadurch was wir wollen, uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Wir laden bei diesen Menschen unseren emotionalen Müll ab, wir erzählen diesen Menschen oft mehr als unserem eigenen Partner, das sollte einem zu denken geben.

Jetzt sollten wir uns die Frage stellen, welche Antwort erwarten wir von einem Menschen, von dem wir wissen, dass dieser Mensch uns toll findet und gerne mit uns zusammen wäre, mit uns schlafen wollen würde oder uns einfach gerne kennenlernen wollen würde. Was zum Teufel soll uns dieser Mensch sagen?

Natürlich wird er/sie alles bestätigen was du sagst. Dieser Mensch wird dir in allen Punkten recht geben, dieser Mensch wird schlecht über deinen Partner reden und dieser Mensch wird alles tun, um endlich etwas Zeit mit dir zu verbringen, dieser Mensch wittert gerade seine Chance.

Schließlich redest du mit ihm/ihr über deine Probleme und erzählst diesem Menschen auch mehr als deinem Partner. Dieser Mensch hat gerade die Möglichkeit dir zu präsentieren wie toll er/sie doch für dich wäre, weil er/sie dich versteht. Und dir in allen Punkten zustimmt und dann noch die Möglichkeit hat einen Seitenhieb gegen deinen Partner auszuteilen. Über diesen Seitenhieb freust du dich auch etwas.

Tut ja auch gut verstanden zu werden und zu wissen, dass die Schuld bei jemand anderem liegt.

Wieder vergessen wir, dass das sicher auch unser Partner gemacht hat. Man selbst spricht mit, eigentlich fremden, Menschen über intime und private Dinge. Man hat das Vertrauen missbraucht, welches man selbst einfordert. Denn würde man von seinem Partner wissen, dass der so etwas gemacht hat, dann wäre man zutiefst enttäuscht und würde sich in seinen Vorwürfen bestätigt fühlen.

Wir vergessen ganz gerne, dass wir selbst nicht anders oder besser sind. Wir sind froh, wenn der Partner es nicht rausfindet, dann können wir immer einen auf unschuldig machen und den anderen öffentlich hinhängen.

Aber kommen wir zurück zum Thema

Beide haben nun das “Social-Media Phänomen“ angewendet. Das Vertrauen ist bei beiden so gut wie weg. Wie gesagt, man projiziert alles was man selbst falsch macht auch auf den anderen. Somit achtet man besonders darauf was der andere macht, in der Hoffnung wir könnten sie/ihn ertappen. Wir brauchen schließlich die Bestätigung. Denn unsere Freunde und der Mensch von Social-Media, haben das ja schon vermutet. Wir leben nicht mehr in einer Beziehung, sondern gucken nur noch nach Fehlern und Gelegenheiten den anderen als Schuldigen darstellen zu können.

Wir sind schon tief in der toxischen Beziehungsspirale. Es gibt einen Ausweg aus der ganzen Spirale, dieser Weg ist so einfach und so simple aber kostet eine Menge Überwindung. Denn man offenbart sich selbst, macht sich selbst angreifbar. Wollen wir meistens nicht, wie oben schon beschrieben, es ist einfacher, wenn der andere schuld ist, wir haben ja nichts verbrochen.

Beziehung

Wie funktioniert der Ausweg?

Kommunikation ist der Schlüssel, man muss alles offenbaren. Von den eigenen Ängsten, von den eigenen Problemen bis hin zu – ich habe auf Instagram, Facebook oder was auch immer mit ihr/ihm darüber gesprochen. Natürlich kommt das nicht gut an und ja, man geht das Risiko ein, dass der andere sich dann bestätigt fühlt und sagt „Ich wusste es.“ Aber was hast du zu verlieren, sind wir ganz ehrlich, die Beziehung ist in dem aktuellen Zustand sowieso zum Scheitern verurteilet. Kein Vertrauen = vergiss es.

Ohne Vertrauen läuft nichts. Also ehrlich sein und es ansprechen. Der Partner ist der Mensch, mit dem man über alles reden sollte und reden muss. Wenn ich meinem Partner wichtige Details verheimliche, kann er/sie es gar nicht verstehen. Wie denn auch?

Und noch besser ist es, wenn man einfach von Beginn an offen und ehrlich ist, sich selbst hinterfragt und sein Ego hintenanstellt und auch zugeben kann, „Mist, ich habe da überreagiert oder ich habe dir da nicht vertraut oder wie auch immer.“ Habt ihr Ängste, dann sprecht darüber. Dein Partner muss wissen was in dir vorgeht, wir reden sehr oft nicht und wollen, dass der Partner es durch eine magische Fügung merkt oder es riecht. Aber alle anderen (Freunde und Social-Media-Menschen) bekommen doch auch alle Infos, dass die einen dann verstehen, ist so oder so selbstverständlich.

Suche die Kommunikation, gebe das Vertrauen welches du selbst auch haben willst. Das Risiko enttäuscht zu werden besteht immer. Aber bin ich skeptisch und schenke meinem Partner kein Vertrauen, ist das Problem immer bei dir. Trust-Issues sind immer ein Problem von einem selbst und nur man selbst kann etwas dagegen tun.

Dein Partner kann alles richtig machen und trotzdem kommt irgendwann der Punkt, an dem du alles hinterfragst, du vielleicht sogar anfängst zu kontrollieren und damit hast du kein Vertrauen verdient, innerlich weißt du das aber da sind wir bei der Projektion. Weil du nicht vertraust, kann dir auch nicht vertraut werden.

Jeder Mensch wurde enttäuscht und das Vertrauen wurde missbraucht. Aber ich brauche keine Beziehung eingehen, wenn ich keine Lust habe zu vertrauen. Das geht schief, einer fühlt sich bei mangelndem Vertrauen immer schlecht. Entweder der Partner, weil er ständig Vorwürfe bekommt, die er nicht verstehen kann. Oder man selbst, weil man sich nicht verstanden fühlt.

Das Fundament jeder guten Beziehung ist – Vertrauen, Kommunikation, Loyalität und Ehrlichkeit. Ich weiß, ihr denkt “Das ist ja selbstverständlich.“ Aber fehlt einer dieser Komponenten, bei dir selbst oder bei deinem Partner, kann die Beziehung nicht gut werden und es ist immer der Anfang von einer toxischen Beziehung, wenn man nicht rechtzeitig die Notbremse zieht. Sei ehrlich zu dir selbst und gucke, ob du bereit bist diese Punkte in eine Beziehung zu bringen oder ob du sie überhaupt geben kannst.

Kannst du es nicht, dann arbeite an dir. Gehst du zweifelnd in eine Beziehung, wird sie scheitern. Nicht dein Partner ist für dein Seelenheil verantwortlich, sondern du selbst. Immer! Machst du ihn verantwortlich, sagt es mehr über dich selbst als über deinen Partner. Dein Partner kann dich unterstützen, auffangen und für dich da sein aber geben wir die Verantwortung für unsere eigenen Zufriedenheit in andere Hände, können wir gar nicht zufrieden sein.

 

Ich hoffe dieser Artikel hat dir gefallen. Im nächsten Artikel zu diesem Thema wird es um folgendes gehen: „Warum wir haben wollen, was wir nicht haben können und warum es uninteressant wird, wenn wir es dann haben.“ Es ist immer ein toxischer Kreislauf. In den meisten Fällen legen wir selbst den Grundstein für toxische Beziehungen, es gibt aber auch Ausnahmen. Diese Ausnahmen und was man dagegen tun kann werde ich in Teil 3 beleuchten. Vielleicht gefällt dir auch mein Artikel zu Mindfulness.

Folge mir auf Instagram

Post a Comment

Consent Management Platform von Real Cookie Banner